Digital bewegt oder Wie man von zu Hause aus die Welt verändern will

Stephan Stock & Wanja van Suntum

Theater

Handle ich politisch, wenn ich vom Bürotisch meiner Zürcher Stadtwohnung aus einen Tweet kommentiere über einen Konflikt am anderen Ende der Welt?

Wir posten, liken, twittern, kommentieren, diskutieren, problematisieren, greifen von einem Gerät auf unterschiedlichste Quellen zu und erhalten ein Überangebot an Themen geliefert, die betrachtet und weiterverarbeitet werden können. Die Welt erschliesst sich uns heute im Online-Zeitalter weniger durch unmittelbare Erfahrungen als vielmehr durch Berichte und Darstellungen aus den Medien. Die Art, wie wir diese rezipieren, hat das Internet mit seinen kommunikativen Möglichkeiten verändert. Die Raum-Zeit-Erfahrung von zu Hause sein und gleichzeitig überall auf der Welt hat sich rasant entwickelt. Ausgehend vom intimen, privaten Raum, den eigenen vier Wänden, können wir heute zu allem etwas sagen, allen ist es möglich mitzulesen und darauf zu reagieren. Wir können scheinbar überall teilnehmen und uns vernetzen. Das Internet ermöglicht eine persönliche Auswahl an Bildern, Informationen und Klängen, die vom Interesse der Nutzer erzählen und ihre Spuren dokumentieren. Es ist ein Archiv von Dingen, die wichtig sind, die bewegen.
Stephan Stock und Wanja van Suntum hinterfragen diese Bewegungsspuren, die unser Interesse hinterlässt. Sie übersetzen das Medium und seine Phänomene in szenische Darstellungsweisen und machen Internetkommunikation im Hinblick auf ihre politische Dimension physisch erfahrbar.

Digital bewegt oder Wie man von zu Hause aus die Welt verändern will

Von und mit: Stephan Stock, Wanja van Suntum und Franziska Schneeberger

Spielplan

Hausbesuchstouren
Fr 18. / Sa 19. September 2015
19.30, 20.45, 22.00 Uhr
jeweils 30’
Reservation erforderlich

Stephan Stock ist Mitbegründer der Gruppe vorschlag:hammer, die 2012-14 Artists in Residence am Düsseldorfer Schauspielhaus war, und des paradoxen Kollektivs neue Dringlichkeit, welches in Zürich politisches Theater und Aktionen umsetzt, u.a. als Veranstalter des Festivals Let’s talk about money, honey an der Gessnerallee. 2013 gewann er mit Neue Männlichkeit von Neue Dringlichkeit den 2. Platz bei Premio und mit Rede an die Menschheit von Yuri500 den Publikumspreis der Treibstoff Theatertage in Basel. Am Freischwimmer Festival konnte Stephan Stock vergangenes Jahr sein Solo Theater der Peinlichkeit zeigen. Bei GASTSPIELE Zürich City war er in der Inszenierung von Daniel Mezgers Stadt der Zombies zu sehen.

Wanja van Suntum ist Mitbegründer des seit 2008 existierenden Kunstnetzwerks cobratheater.cobra, dem auch Stephan Stock angehört. 2008-10 leitete er das Türkisch-Deutsche Theater Hildesheim. 2012 gründete er die Gruppe Ruhrorter. Diese realisiert zusammen mit Flüchtlingen interdisziplinäre Projekte im Ruhrgebiet. Im letzten Jahr schloss er sein Studium der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim ab und erarbeitete eine Performance mit Klang- und Rauminstallation im ehemaligen Frauengefängnis in Mülheim an der Ruhr.